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#wir bewegen Lindenbornschule Löwengruppe

Themen: Offene Ganztagsgrundschulen, Projekte/ #wir bewegen, Soziales Lernen

Wie wollen wir miteinander leben? Und was braucht es dazu? Was wünschen die Kinder sich vom Miteinander? Und welche Erwartungshaltung haben sie gegenüber ihren Mitschülern und Mitschülerinnen in der Gruppe? Mit diesen Fragen starteten wir im April 2017 in der Klasse 3/4d der Lindenbornschule in Köln Ehrenfeld gemeinsam in die Pilotphase des Projekts VGS#wir bewegen. Die Förderung der sozial-emotionalen Entwicklung jedes einzelnen Kindes auf der einen und das Zusammenwachsen der Klasse als Gruppe auf der anderen Seite ist dabei die zentrale Idee des Projektes.
wir-bewegen-ehr-loewen-1-20170728Da es sich um die Pilotphase des Projekts an der Schule handelte, war eine sorgfältige Vorbesprechung mit dem Kollegium und Träger notwendig, um das Konzept an die Rahmenbedingungen der Schule anzupassen. In acht Einheiten von je 75 Minuten standen wöchentlich im Vormittagsbereich die aktuellen Themen der Gruppe im Fokus. Geplant und durchgeführt wurden die Einheiten von der Schulsozialarbeiterin Julia Reitz und der Motopädin Ulrike Klett. So haben die Pädagoginnen aus dem Alltag eine beobachtende Position eingenommen, wodurch die Stunde im direkten Anschluss von allen gemeinsam reflektiert werden konnte. Die Eltern wurden während der gesamten Projektlaufzeit durch Elternbriefe über die Inhalte informiert und zum Austausch eingeladen.
In der Anfangsphase lag der Schwerpunkt darauf, das Miteinander in der Gruppe zu beobachten und den Kindern Lust darauf zu machen an gemeinsamen Themen zu arbeiten. Mit Hilfe von bewegungsorientierten, theater- und erlebnispädagogischen Spielen in Kombination mit kurzen Reflexionsphasen haben die Kinder praktisch erlebt, welche Aspekte in der Klasse schon gut funktionieren (z.B. Kommunikation und Absprachen), aber auch wo noch Schwierigkeiten bestehen. Aus dieser inhaltlichen Offenheit konnte dann ein Prozess initiiert werden, der die Bedürfnisse der Beteiligten in den Fokus stellte, sodass die Kinder selber bestimmten, dass sie am Miteinander zwischen Jungen und Mädchen arbeiten möchten. Ein Highlight waren jedes Mal die Clowns-Szenen, die von den Coaches gespielt und als Einleitung in die aktuelle Stunde genutzt wurden, indem sie das aktuelle Thema übertrieben plakativ dargestellt haben. Schon nach der zweiten Stunde fragten die Kinder jedes Mal nach den Clowns und beteiligten sich durch das Zeigen roter Karten selbst an den Inhalten.
Im weiteren Projektverlauf wurde dann zuerst über die Schwierigkeiten im Umgang zwischen den Jungen und Mädchen in der Klasse gesprochen werden. Dabei haben die Kinder in eigenen Clownsszenen für sie präsente Streitthemen aus dem Alltag dargestellt und unter anderem überlegt, warum sie es manchmal als „peinlich“ empfinden mit Mädchen oder Jungen zu spielen. Zudem wurde ein Schwerpunkt auf das Vorhandensein unterschiedlicher Stärken jedes Einzelnen gelegt, den die Kinder bei Kooperationsaufgaben selbst spüren konnten (z.B. Wichtigkeit unterschiedlicher Rollen in Gruppen). Damit einher ging auch das Thema Anderssein und die Relevanz eines wertschätzenden Umgangs miteinander.
wir-bewegen-ehr-loewen-2-20170728Die Wertschätzung wurde auch zum Abschluss des Projekts im Juli 2017 einbezogen, als das Abschiedsthema in den Stunden dominierte. Dieses bezog sich aber nicht nur aufs Projekt, vielmehr konnte die Klasse dieses nutzen, um die Viertklässler zu verabschieden. Eine Übung, bei der sich alle in einer ruhigen Atmosphäre gegenseitig positive Botschaften und Wünsche auf eine Pappscheibe auf dem Rücken geschrieben haben, war nicht nur für die Kinder eines der Highlights im Projekt. Besonders schön zu sehen war, dass sich alle Einzelnen Mühe gegeben haben bei jedem Kind eine Rückmeldung zu schreiben und alle ihre Nachrichten im Anschluss mit großer Neugierde und Stolz gelesen haben.
Insgesamt konnten die Kinder durch immer wiederkehrende Rituale (eigener Einstiegs- und Abschlussgruß), Reflexions- und Blitzlichtmethoden jederzeit ein Feedback zum Projekt abgeben, wodurch besonders darauf geachtet wurde, dass die Gruppe jede Woche mit Freude dabei war. Die Rückmeldungen bei der Abschlussreflexion haben diesen positiven Gesamteindruck widergespiegelt, sodass unter anderem folgendes gesagt wurde: „Mir haben besonders gut die Spiele gefallen und die Clowns-Szenen“, „Ich sehe eine gute Klassengemeinschaft, wie ich sie von der Klasse vorher noch nie gesehen habe“ „Jungs spielen nicht nur Fußball und Mädchen Rollenspiele, jetzt spielen wir zusammen Völkerball“.
wir-bewegen-ehr-loewen-3-20170728Dieser Eindruck konnte auch von der Klassenlehrerin, sowie von der Gruppenleitung aus dem Ganztag bestätigt werden. Diese betonten, dass weniger Konflikte und eine veränderte, positive Stimmung in der Gruppe entstanden sind. Die Gruppe sei zusammengewachsen, was sich nicht nur im Miteinander, sondern auch im Freizeitverhalten zeige. Damit wurde auch der anfänglichen Cliquenbildung und dem Ausgrenzen einzelner Kinder entgegengewirkt.
Zur Nachhaltigkeit im nächsten Schuljahr sollen weiterhin regelmäßig Bewegungs- und Kooperationsspiele mit der ganzen Gruppe in der Kontaktstunde von Vor- und Nachmittag durchgeführt werden. Da die VGS#wir bewegen-Coaches durch zwei schulinterne Personen besetzt sind, können diese auch im nächsten Schuljahr vereinzelt zu Schwerpunktthemen, bei Krisen oder zum Austausch zur Gruppe hinzukommen. Außerdem steht direkt am Anfang des Schuljahres eine Klassenfahrt an, bei der die Schulsozialarbeiterin auch anwesend sein wird.
Fazit:
Zusammenfassend zeigt sich, dass eine intensive Arbeit zu den einzelnen Schwerpunktthemen möglich war. Die Kinder waren in der Lage ehrliche Aussagen zu treffen und somit tiefgreifende Veränderungsprozesse anzuregen. Zudem hatten die Lehrerin und Gruppenleitung des Ganztags durch ihre Beobachtungsperspektive die Gelegenheit einen anderen Blick auf die Gruppenprozesse zu bekommen. Die fest verankerte wöchentliche Reflexion mit allen Beteiligten konnte Entwicklungsbedarfe und gemeinsame Themen der Gruppe fokussieren, sodass Themen nachhaltig in den Alltag übertragen werden konnten, beispielsweise mit geschlechtergemischten Bewegungsspielen. Hier gestaltet es sich auch als Vorteil, dass die Coaches schulinterne Personen sind, die die Klasse und die Gegebenheiten der Schule kennen. Somit konnten die Projektziele, die im Vorfeld angestrebt worden sind, unserer Meinung nach besonders durch den bewegungsorientierten und erlebnis- und theaterpädagogischen Ansatz erreicht werden.

Autor Stephanie Stangier | Veröffentlicht am 28. Juli 2017 at 12:53 | Themen: Offene Ganztagsgrundschulen, Projekte/ #wir bewegen, Soziales Lernen | Schlagwörter: | Beitrag kommentieren

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