#wir bewegen an der Lindenbornschule Mäusegruppe
Themen: Allgemein, Offene Ganztagsgrundschulen, Soziales Lernen
Wie wollen wir miteinander leben? Und was braucht es dazu? Was wünschen die Kinder sich vom Miteinander? Und welche Erwartungshaltung haben sie gegenüber ihren Mitschülern und Mitschülerinnen in der Gruppe? Mit diesen Fragen starteten wir im Mai 2017 in der Klasse 1/2b der Lindenbornschule in Köln Ehrenfeld gemeinsam in die Pilotphase des Projekts VGS#wir bewegen. Die Förderung der sozial-emotionalen Entwicklung jedes einzelnen Kindes auf der einen und das Zusammenwachsen der Klasse als Gruppe auf der anderen Seite ist dabei die zentrale Idee des Projektes.
Da es sich um die Pilotphase des Projekts an der Schule handelte, war eine sorgfältige Vorbesprechung mit dem Kollegium und Träger notwendig, um das Konzept an die Rahmenbedingungen der Schule anzupassen. In sieben Einheiten von je 75 Minuten standen wöchentlich im Vormittagsbereich die aktuellen Themen der Gruppe im Fokus. Geplant und durchgeführt wurden die Einheiten von der Schulsozialarbeiterin Julia Reitz und der Motopädin Ulrike Klett. So haben die Pädagoginnen aus dem Alltag eine beobachtende Position eingenommen, wodurch die Stunde im direkten Anschluss von allen gemeinsam reflektiert werden konnte. Die Eltern wurden während der gesamten Projektlaufzeit durch Elternbriefe über die Inhalte informiert und zum Austausch eingeladen.
In der Anfangsphase lag der Schwerpunkt darauf, das Miteinander in der Gruppe zu beobachten und den Kindern Lust darauf zu machen an gemeinsamen Themen zu arbeiten. Mit Hilfe von bewegungsorientierten und erlebnispädagogischen Spielen in Kombination mit kurzen Reflexionsphasen haben die Kinder praktisch als Gruppe erlebt, welche Aspekte in der Klasse schon gut funktionieren, beispielsweise als sie zusammen über eine hüfthoch gespannte Zauberschnur gekommen sind. Zeitgleich wurde deutlich, wo noch Schwierigkeiten bestehen, zum Beispiel darin, sich als Gruppe ohne Anleitung eines Erwachsenen zu organisieren. Aus dieser inhaltlichen Offenheit konnte dann ein Prozess initiiert werden, der die Bedürfnisse der Beteiligten in den Fokus stelle und somit die Themen für die darauffolgenden Stunden bestimmte. Verdeutlicht wurden die Themen, an denen in jeder Stunde gearbeitet werden sollte, immer mit einer einleitenden Clowns-Szenen von den Coaches. Diese theater-pädagogischen Anteile waren für die Kinder jedes Mal ein Highlight, sodass diese mit „offenen Mündern“ zuschauten.
Hierdurch konnte im weiteren Projektverlauf beispielsweise gemeinsam über bestimmte Rollenverteilungen in der Gruppe gesprochen werden. Die Kinder haben erzählt wie schwierig es teilweise im Alltag für sie ist zusammenzuarbeiten und zum Beispiel nicht immer bestimmen oder der Erste sein zu wollen. Dazu haben wir dann gemeinsam viele praktische Übungen in unterschiedlichen Gruppenkonstellationen gemacht, in denen die Kinder immer wieder ausprobieren konnten sich abzusprechen und gemeinsam ein Ziel zu verfolgen. Außerdem konnten wir zum Thema Gefühle arbeiten, wo es darum ging unterschiedliche Gefühle mit Hilfe von Dino-Bildern kennenzulernen, bei sich selber zu spüren und zu erkennen, dass jeder Mensch Situationen anders erlebt.
Insgesamt konnten die Kinder durch immer wiederkehrende Reflexions- und Blitzlichtmethoden jederzeit ein Feedback zum Projekt abgeben, wodurch besonders darauf geachtet werden konnte, dass die Gruppe mit Freude dabei war. Die Rückmeldungen bei der Abschlussreflexion haben das positive Bild widergespiegelt, sodass unter anderem folgendes gesagt wurde: „Ich fand das Schweinchenspiel so gut. Das hat Spaß gemacht und wir haben zusammen-gehalten.“, „Ich bin glücklich, ich fand alle Tage, die wir gemacht haben toll und bin auch ein bisschen traurig, dass das jetzt vorbei ist.“
Dieser Eindruck konnte auch von der Klassenlehrerin, sowie von der Gruppenleitung aus dem Ganztag bestätigt werden. Diese betonten, dass die Inhalte die Kinder erreicht haben und diese sich jede Woche auf das Projekt gefreut haben. Die Clowns-Szenen, die wöchentlich das neue Thema eingeläutet haben, wurden von den Pädagogen als Highlight und „Türöffner für die positiv anspruchsvollen Themen“ bezeichnet. Ob tatsächlich Veränderungen im Miteinander bewirkt wurden, ist derzeit noch schwer einschätzbar und bedarf weiterer Beobachtung. Hier soll gerade bei der jungen Zielgruppe in Zukunft auch verstärkt darauf geachtet werden die Schwierigkeitsstufe des Projekts noch weiter herunter zu brechen. Inhaltlich sollen Themen wie Wahrnehmung, Gefühle, Vertrauen oder Regeln fast ausschließlich spielerisch bearbeitet werden.
Zur Nachhaltigkeit im nächsten Schuljahr sollen weiterhin regelmäßig Bewegungs- und Kooperationsspiele mit der ganzen Gruppe durchgeführt werden, beispielweise im Sportunterricht, der von der Klassenleitung durchgeführt wird. Da die Coaches durch zwei schulinterne Personen besetzt sind, können diese auch im nächsten Schuljahr vereinzelt zu Schwerpunktthemen, bei Krisen oder zum Austausch zur Gruppe hinzukommen. Außerdem wird VGS#wir bewegen ab dem nächsten Schuljahr fest im Schulprogramm verankert, weshalb die Klasse im Frühjahr 2018 erneut acht bis zehn Projekteinheiten mit der neuen Gruppe erleben wird.
Fazit:
Zusammenfassend zeigt sich, dass die Fokussierung einzelner Schwerpunktthemen und die spielerische, bewegungs-orientierte Herangehensweise eine intensive Arbeit mit den Kindern ermöglichte. Die Kinder waren in der Lage ihre Stimmung, sowie bestimmte Gruppenthemen auf kindlicher Ebene zu reflektieren und Veränderungsprozesse anzuregen. Zudem hatten die Lehrerin und Gruppenleitung des Ganztags als täglich präsente Bezugspersonen die Gelegenheit die Klasse aus der Beobachterperspektive wahrzunehmen und nochmal einen anderen Blick auf die Gruppenprozesse zu bekommen. Die fest verankerte wöchentliche Reflexion mit allen Beteiligten konnte Entwicklungsbedarfe und gemeinsame Themen der Gruppe fokussieren. Hier gestaltet es sich auch als Vorteil, dass die Coaches schulinterne Personen sind, die die Klasse und die Gegebenheiten der Schule kennen. Somit konnten die Projektziele, die im Vorfeld angestrebt worden sind unserer Meinung nach, besonders durch den bewegungsorientierten und theaterpädagogischen Ansatz, erreicht werden.