Jetzt auch in Merheim!
Themen: KGS Merheim, Projekte/ #wir bewegen, Schulsozialarbeit, Soziales Lernen
#gemeinschaft organisieren
Was wünscht ihr euch im Miteinander? Und welche Erwartungshaltung habt ihr gegenüber euren Mitschüler*innen? Mit diesen Fragen im Gepäck starteten wir im Januar 2019 das Pilotprojekt #gemeinschaft organisieren.
Das Pilotprojekt sollte eine (zusätzliche) Alternative zum Präventivprojekt #wirbewegen in Stufe 2 bzw. als Projekt zur Krisenintervention darstellen, das bei Bedarf in allen Jahrgängen durchgeführt werden kann.
Die zentrale Idee des Projektes ist es, gemeinsam mit allen Beteiligten Regeln für das Miteinander zu erarbeiten und durch die konsequente Umsetzung langfristig ein besseres Miteinander in der Klasse zu erreichen.
In der aktiven Projektphase wurde deutlich, dass es zwar nicht grundsätzlich ein Problem mit Regelverstößen gab, jedoch eine kleinere Gruppe von Kindern immer wieder in Konflikte und Streitigkeiten geriet. Die dadurch bedingte Häufung von Konflikten wirkte sich negativ auf das gesamte Klassenklima aus.
In der Anfangsphase des Projektes wurde beim Sammeln von „unfairem Verhalten“ in der Klasse deutlich, dass neben den Streitigkeiten und Konflikten zudem vor allem das Ausgrenzen von einzelnen Kindern ein Thema war. Ebenso war das Gemeinschaftsgefühl nicht so gut ausgeprägt, sodass es immer wieder zu Grüppchenbildung kam, wobei Kinder gezielt ausgeschlossen wurden. Die Kinder hatten zudem noch Schwierigkeiten, das eigene Bedürfnis, der Schnellste oder Beste zu sein, für das Gemeinschaftsgefühl und eine gemeinschaftliche Lösung zurückzustellen. Es wurden dann für die von den Kindern genannten Verhaltensweisen Regeln entwickelt:
- Ich verletzte niemanden! Auch nicht mit Worten oder Gesten. Kein Spaß auf Kosten anderer!
- Ich höre zu und lasse andere ausreden.
- Ich bringe mich selbst und andere nicht in Gefahr.
- Ich achte eigenes und fremdes Eigentum.
Diese wurden dann im nächsten Schritt festgelegt, mit den inhaltlichen Vorstellungen der Kinder gefüllt und durch einen gemeinsamen Zustimmungsprozess mit grünen und roten Filzlappen beschlossen.
Nach dem Erstellen der Regeln wurden diese durch Spiele erlebbar und erfahrbar gemacht. Dadurch blieben die Regeln den Kindern gut im Gedächtnis.
Anschließend wurde mittels Rollenspielen und weiteren Methoden das Thema Ausgrenzen erarbeitet und Handlungsalternativen für die Kinder entwickelt. Dadurch entstand eine „Schatztruhe gegen das Ausgrenzen“, die metaphorisch durch Gegenstände visualisiert und im Sinne der Nachhaltigkeit auch im Klassenraum durch ein Foto aufgegriffen wurde.
Damit wurde gleichzeitig die Erprobungsphase eingeleitet, in der die Lehr- und pädagogischen (Fach-)Kräfte aus dem Nachmittag im Sinne der Nachhaltigkeit für den Alltagstransfer und die Auseinandersetzung mit dem Thema verantwortlich sind. Dazu wurden die visualisierten Regeln in der Klasse aufgehängt. Außerdem wurden in Gesprächskreisen sowie im gesamten Alltag immer wieder thematische Impulse gesetzt.
Die Abschlussstunde wurde als komplette Kooperationseinheit geplant, um das Gemeinschaftsgefühl der Klasse zu stärken und die Arbeit im Team zu fördern. Dabei hatten die Kinder großen Spaß, es wurde jedoch deutlich, dass dies den Kindern auch weiterhin noch schwer fiel, sodass als Evaluationsstunde eine weitere Stunde zur Kooperation gestaltet wurde.
Im Sinne der Nachhaltigkeit führte die Klassenleitung weiterhin Kooperationsspiele durch und thematisierte die Regeln und „Schatztruhe gegen das Ausgrenzen“ im schulischen Alltag wie z.B. im Klassenrat.
Zu Beginn des Projekts wurden die Eltern durch Elternbriefe über das Projekt, die Regeln und das Miteinander informiert und zum Austausch eingeladen. Positiv waren auch die Rahmenbedingungen und die Kooperation mit der Schule, die dem Projekt sehr aufgeschlossen gegenüber stand.
Fazit:
Insgesamt lässt sich zusammenfassen, dass die intensive Arbeit mit der Gruppe zu einer für viele Kinder spürbaren Verbesserungen geführt hat. Durch die partizipative Regelfindung und konsequente Umsetzung dieser hat die Häufigkeit von destruktiven Streitsituationen stark abgenommen. Auch das Ausgrenzen hat aus Sicht der Kinder und pädagogischen Kräfte abgenommen. Im Sinne der Nachhaltigkeit wurde für einen Einzelfall nach dem No-blame-approach eine Unterstützungsgruppe installiert, sodass auch auf individueller Ebene das Bewusstsein und Verantwortungsgefühl für das Gegenüber gestärkt wurden.
#wir bewegen in Merheim
Themen: KGS Merheim, Projekte/ #wir bewegen, Schulsozialarbeit, Soziales Lernen
Wie wollen wir miteinander umgehen? Und was braucht es dazu? Wie wollen wir unser Miteinander gestalten? Mit diesen Fragen im Gepäck starteten wir in der Klasse 2b der KGS Fußfallstraße gemeinsam das Pilotprojekt #wir bewegen. Dabei waren die Förderung der sozial-emotionalen Entwicklung jedes einzelnen Kindes auf der einen und das Zusammenwachsen der Klasse als Gruppe auf der anderen Seite die zentrale Idee des Projektes.
Das Projekt war als Pilotprojekt angelegt und sollte die Bedarfe der Schule im Hinblick auf ein präventives und im Schulprogramm fest verankertes Sozialtraining ermitteln. Das Projekt wurde in Jahrgangsstufe 2 verortet, da die beteiligten Pädagog*innen diesen Zeitpunkt als guten Startpunkt für das sozial-emotionale Lernen im Rahmen eines Projekts einschätzten.
In der Anfangsphase lag der Schwerpunkt darauf, das Miteinander in der Gruppe zu beobachten und den Kindern Lust darauf zu machen, an gemeinsamen Themen zu arbeiten. Mit Hilfe von bewegungsorientierten Einheiten und Clownszenen mit sich anschließenden kurzen Reflexionsphasen konnten die Kinder praktisch erleben und herausarbeiten, welche Dinge in der Klasse schon gut funktionieren und welche Dinge sie in der Klassengemeinschaft noch angehen möchten.
In sieben Einheiten von je 90 Minuten standen wöchentlich die aktuellen Themen der Gruppe im Fokus. Geleitet wurden die Stunden von zwei #wir bewegen Coaches, sodass die Klassenleitung die Beobachtungsrolle wahrnehmen konnte. Im direkten Anschluss an die Projektstunde wurde das Erlebte von allen Beteiligten gemeinsam reflektiert und gleichzeitig das Thema für die nächste Stunde festgelegt. Die Eltern wurden während der Projektlaufzeit durch einen Elternbrief zum Projektstart informiert und zum Austausch eingeladen.
Im weiteren Projektverlauf einigte sich die Gruppe darauf, dass sie daran arbeiten wollen, auf die Gefühle untereinander Rücksicht zu nehmen und wertschätzend miteinander zu kommunizieren. Dazu galt es die Vielfalt der Gefühle kennenzulernen und auch einzuüben, Gefühle von anderen wahrzunehmen. Es wurden verschiedene Sozialformen gewählt, um eine offene Gesprächskultur zu etablieren, in denen jedes Kind offen seine Gefühle zeigen kann. Die Übungen zur Wolfs- und Giraffensprache bereiteten den Kindern großen Spaß, sodass diese schnell in Konfliktsituationen angewendet wurde.
Zum Ende jeder Stunde war ein Kooperationsspiel das Highlight für die Kinder. Dabei wurde das Gemeinschaftsgefühl gestärkt und die Kinder lernten, dass es nicht darauf ankommt, allein zu gewinnen, sondern vielmehr gemeinsam als Klasse Lösungen zu finden und gut im Team zusammen zu arbeiten.
Zum Abschluss des Projekts standen besonders die ausführliche Reflexion der vergangenen Stunden sowie die Nennung von Zielen für die Zukunft im Fokus.
Die Klassenleitung betonte, dass eine veränderte Stimmung in der Gruppe entstanden sei. Es gebe weniger Streit, welcher dann überwiegend mittels wertschätzender Kommunikation gelöst werden konnte. Bei der Arbeit im Team bzw. Klassenverband sei mehr Unterstützung aller Kinder im Sinne der Klassengemeinschaft spürbar. Insgesamt sei der Kontakt untereinander verbessert, sodass auch unabhängig von festen Spielgruppen vermehrt andere Kinder integriert worden.
Die Nachhaltigkeit des Projekts wurde durch Visualisierung der Projektinhalte in Form von Plakaten im Klassenraum unterstützt. Themen und Spiele sowie Reflexionsmethoden wurden im Alltag, z.B. im Klassenrat, integriert. Das Thema Gefühle wurde durch die Gefühlsampel im Klassenzimmer als fester Bestandteil des Classroom-Managements weiter geführt.
Die Evaluationsstunde zum Projekt wurde der bereits im Projekt angeregten Fähigkeit zur Kooperation gewidmet, sodass eine komplette Stunde zu diesem Thema stattfand. Hierbei wurde eindrucksvoll deutlich, dass die Klasse nun besser miteinander arbeitete und sich gemeinsam an der Suche nach Lösungen beteiligte, wobei alle Kinder einbezogen wurden.
Fazit:
Da das Projekt als Pilotprojekt angelegt war lässt sich festhalten, dass der Zeitpunkt der 2. Klasse gut gewählt wurde: die Kinder konnten sich gut auf die Inhalte einlassen und ihr Verhalten reflektierten. So konnte ein Lernprozess entstehen. Ein präventives im Schulprogramm verankertes Projekt erscheint nach den bisherigen Erfahrungen sinnvoll. Die Klassenleitung gab positives Feedback zur Veränderung ihrer Klasse. Die Klasse arbeitete motiviert an den entstandenen Themen mit. Die Offenheit des Projekts und die bewegungsorientierte Methodik trugen positiv zur Motivation der Kinder bei, sodass sie mit Freude und Eifer mitarbeiteten.